ICAO Language Proficiency Requirements:
ein Sicherheitsinstrument für den internationalen Luftverkehr!
Als Konsequenz aus schmerzhaften Erfahrungen in der Luftfahrtgeschichte bestehen seit 2008 internationale Anforderungen an die Sprachkompetenz aller, die aktiv am Flugfunk beteiligt sind. In diesem Beitrag möchten wir euch einen Einblick in die Hintergründe und die Motivation der ICAO geben – und erläutern, welchen konkreten Anlass es für die Einführung der Sprachregelung gab.
HINTERGRUND
ICAO Language Proficiency – Motivation der ICAO
In der internationalen Luftfahrt ist klare Kommunikation ein maßgebliches Sicherheitsinstrument. Piloten, Fluglotsen, Bodenpersonal und viele weitere Beteiligte arbeiten unter hohem Zeitdruck zusammen, oft in komplexen Situationen – und sehr oft mit Menschen aus der ganzen Welt. Dabei ist eines entscheidend: sich jederzeit präzise, eindeutig und verlässlich zu verständigen, vor allem in Situationen, die nicht in Standardphrasen abgewickelt werden können.
Genau aus diesem Grund hat die Internationale Zivilluftfahrtorganisation (ICAO) verbindliche Sprachkompetenzanforderungen eingeführt. Sie sollen sicherstellen, dass alle Beteiligten in der Lage sind, auch in kritischen Momenten effektiv zu kommunizieren – und damit die Sicherheit im weltweiten Luftverkehr erhöhen.

Wenn Kommunikation zum (Un-)Sicherheitsfaktor wird
Immer wieder haben in der Geschichte der Luftfahrt Missverständnisse am Funk zu teils dramatischen Konsequenzen geführt. Das bekannteste Beispiel ist der Teneriffa-Unfall von 1977, bei dem zwei Boeing 747 auf der Startbahn kollidierten. 583 Menschen kamen ums Leben – durch eine Verkettung unglücklicher Umstände, aber vor allem: durch missverständliche Kommunikation. Der Kapitän eines der Flugzeuge glaubte, eine Startfreigabe erhalten zu haben, obwohl diese nicht gegeben wurde. Hätte die andere Crew die unklare Situation hinterfragt oder der Lotse präziser nachgehakt – die Katastrophe wäre womöglich vermeidbar gewesen.
Ein weiteres tragisches Beispiel ist der Absturz bei Cali, Kolumbien, 1995: Die Crew der American Airlines verwechselte Wegpunkte, zum Teil wegen unklarer Funkausdrücke und Verständigungsproblemen mit der Flugsicherung. Die Folge: ein Kursfehler, der zur Kollision mit einem Berghang führte.als direkte Konsequenz aus tragischen Ereignissen der Luftfahrtgeschichte.
Während festgelegte Funksprüche in der Routine gut funktionieren, braucht es in unerwarteten oder kritischen Situationen mehr: die Fähigkeit, flexibel, frei und eindeutig zu kommunizieren – und ebenso, aktiv nachzufragen, wenn etwas unklar ist.
Kommunikation über den Sprechfunk hinaus
Doch Sprache ist nicht nur im unmittelbaren, operativen Flugfunk entscheidend. Sie spielt auch eine zentrale Rolle in der Koordination zwischen Crewmitgliedern, im Zusammenspiel zwischen Cockpit und Kabine, bei der Übergabe an andere Besatzungen, im Briefing mit dem Bodenpersonal oder im technischen Austausch mit Wartungsteams.
Ein unklar formulierter Hinweis – etwa zu einem sicherheitsrelevanten Systemfehler – kann schnell überhört oder falsch interpretiert werden. Die Folgen reichen von Missverständnissen bis hin zu potenziell gefährlichen Situationen.
Immer mehr Luftfahrtunternehmen erkennen deshalb: Sicherheitsrelevante Kommunikation endet nicht am Headset im Cockpit.
Sie umfasst zahlreiche Schnittstellen und Rollen im gesamten Flugbetrieb. Aus diesem Grund lassen viele Betriebe inzwischen auch Mitarbeitende außerhalb des Cockpits gezielt schulen und zertifizieren – um durchgängige Verständlichkeit und Sicherheitskultur zu gewährleisten. Mehr dazu finden Sie auf unserer Angebotsseite für Unternehmen!